Chronik

Als nach dem Dreißigjährigen Krieg im Zeichen des Wiederaufbaus und der Erneuerung Kurfürst Ferdinand Maria für das ganze Land die Aufforderung zur Gründung "teutscher Schulen" erließ, sollte dies die allgemeine Bildung der Untertanen verbessern und auch dem einfachen Volk zugutekommen. Außer den Lateinschulen gab es in den Städten zwar schon seit dem Spätmittelalter Schulen für Bürgerkinder, in denen in deutscher Sprache gelehrt wurde, doch auf dem sogenannten flachen Lande und in den Dörfern waren Schulen eine Seltenheit. So steht in einem Achdorf betreffenden amtlichen Bericht des Jahres 1560 ganz lapidar die Feststellung: "Hat nie khain schuel ghabt."

 

Die genannte Forderung des Kurfürsten richtete sich an Anbetracht der Verwaltungsstruktur dieser Zeit an die in vielen Belangen selbständigen Hoheitsträger, nämlich die Herren der Hofmarken. So ist anzunehmen, dass in Achdorf die damaligen Hofmarksinhaber Planck sich mehr oder weniger schnell der Sache angenommen haben. Wenngleich die erste Nachricht über die Existenz einer Schule in Achdorf nur bis in das Jahr 1717 zurückreicht, da ziemlich alle gemeindlichen Archivunterlagen beim Pfarrhofbrand von 1753 verlorengingen, ist doch anzunehmen, dass mit dem Unterrichten der Kinder schon früher begonnen wurde, wobei, wie allgemein üblich, der jeweilige Mesner als Lehrer eingesetzt war. Das Mesnerhaus stand links von der Stiege zur alten Kirche; dazu gehörte ein kleiner Stadel auf dem ebenen Platz, wo erst 1846 das Knabenhaus errichtet wurde.

 

Aus Streitigkeiten um das Präsentationsrecht des Lehrers, das heißt um die Frage, wer den Kandidaten vorschlagen dürfe, ist zu ersehen, dass "ein jeweiliger Lehrer zu Achdorf seine ganze Existenz der Titl. Gutsherrschaft und der Patrimonial-Stiftungs-Administration verdankt. Er bezieht von dorther seinen Unterhalt einzig und allein. Dies wird auch noch durch mehr als 60jährigen Besitz und Ausübung bestärkt (24.Dezember 1822)". Obgleich die Regierung das Recht bestritt, stellte eine Entschließung des Innenministeriums vom 4.April 1823 lapidar fest: "Gutsherrschaft und Siftungsverwaltung sind präsentationsberechtigt und zwar seit unfürdenklichen Zeiten". Damit stimmen die älteren Überlieferungen über einzelne Lehrer in Achdorf gut überein. Erwähnenswert ist, dass die Hofmarksherren von Achdorf dieses Präsentationsrecht hartnäckig behauptet haben, sogar bis zum Jahr 1918.

 

1758 "machet der Mesner von Achdorf ein Anlangen, daß ihm eine jährliche Besoldung, etwa 10 Gulden. möchten bewilligt werden. Er wolle dagegen acht arme Kinder instruieren".

 

1760 beruft die Hofmarksherrschaft aufgrund ihres erwähnten Rechtes Bernhard Preisinger als Mesner und Schulhalter nach Achdorf. Als er 1765 verstarb, hinterließ er eine Witwe mit fünf Kindern.

 

Den damaligen Gepflogenheiten gemäß erhielt nun formell die Witwe (oder in anderen Fällen die erwachsene Tochter) eines Stelleninhabers die Stelle, wenn sie sich verpflichtete, ein für den Schul- und Mesnerdienst "taugliches Individuum zum Manne zu nehmen". So löste man zwar offiziell das Versorgungsproblem der Hinterbliebenen, aber was, wenn es der Mutter oder der Tochter am Appeal mangelte? Solch ein Fall ergab sich zum Beispiel auf dem Hofberg. Als der erste 1713 in der Hofmark Berg angestellte Lehrer 1738 verstarb, verging ein ganzes Jahr, und keiner biss an. Und als noch ein Jahr verging, ohne dass einer die Courage gehabt hätte, die Tochter des verstorbenen Lehrers zur Frau zu nehmen, stellte man kurzerhand den verheirateten Schmied an, der nicht mehr zum Schmied taugte, weil er die linke Hand verloren hatte.

Die Achdorfer Schulhäuser

Das erste Achdorfer Schulhaus, das Haus des Mesners der alten Margarethkirche gleich nebenan, war, wie eine Zeichnung vom Anfang des 19.Jahrhunderts zeigt, ursprünglich ein ansehnliches Haus mit herkömmlichem Schopfwalmdach, das heute unter Denkmalschutz stehend einer fachgerechten Sanierung für wert befunden würde. Erbaut vermutlich in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts oder früher, war es zur Zeit seiner ersten Erwähnung im Jahr 1811 schon ein altes abgewohntes Haus und als ungeeignet bezeichnet. Aber erst 1846 wurde vom Landshuter Baumeister Bernlochner ein neues Haus an der Stelle des Stadels neben dem alten Haus als Knabenschule erbaut, auf das man 1884 ein zusätzliches Stockwerk draufsetzte. 1846 war es fertig. Es hatte zwei Schulzimmer für etwa 145 Kinder. Doch schließlich wurde es wegen der wachsenden Bevölkerungszahl zu klein. 1878 war die Schülerzahl auf über 200 angestiegen, so dass man 1884 ein Stockwerk daraufbaute und ihm damit das heute noch bestehende Aussehen gab. Doch bald machte sich wieder Raumnot bemerkbar und man errichtete 1902 auf Betreiben von Bürgermeister Alois Schmid neben dem Kindergarten das Mädchenschulhaus und benützte den alten Bau von da an als Knabenschulhaus.